Aus den im vorherigen Kapitel genannten Bedingungen können Gleichungen aufgestellt werden, die den allgemeinen Verlauf der Bézierkurven im Verhältnis zu den Polygonecken beschreiben. Die in den Gleichungen verwendeten Variablen sollen hier definiert werden. Die Bedingungen für die elementaren Bézierkurven sollen an einem konkreten Polygonzug verdeutlicht werden. Dieser Polygonzug8 besteht aus vier Punkten, wobei Gleichungen für die mittlere Kante aufgestellt werden sollen. Der Polygonzug ist konvex und kann für einen beliebigen Teil eines konvexen Polygons stehen. Die Eckpunkte des Polygonzuges sind von
bis
nummeriert. Da sich die Endpunkte der Bézierkurve durch die Verschiebung der Eckpunkte ergeben sollen, sind sie nach diesen benannt worden. Die Endpunkte der Bézierkurve lauten
und
, wobei das ,,t`` im Namen verdeutlichen soll, dass der Punkt aus einem Eckpunkt hervorgeht, der um einen Parameter
verschoben ist.
Der Vektor, der vom Eckpunkt
in Richtung Kontrollpunkt
der Bézierkurve zeigt, sei durch
gegeben. Der entsprechende Vektor für
sei mit
benannt. Der Vektor, der die Tangente an der Bézierkurve im Punkt
angibt, sei mit
benannt sowie der im Punkt
mit
. Um alle Vektoren zu Vereinheitlichen, wird festgelegt, dass die Vektoren für die Verschiebung immer nach innen zeigen und die Richtungsvektoren der Tangenten immer in Richtung der Nummerierung, also in dem Teilstück von
zu
und von
zu
9
und
sind definiert als die Summe des Vektors zu
bzw
und dem entsprechenden Richtungsvektor der Winkelhalbierenden, der mit einem entsprechenden Parameter
oder
multipliziert wird. Da die Punkte somit von den Parametern abhängig sind, können sie als Funktion angesehen. Also:
Die Nummerierungen der Bezeichnungen der Parameter, soll die Zugehörigkeit zu einem Punkt verdeutlichen. So gehört zum Beispiel der Parameter
zum Punkt
.
Da eine Verschiebung ins Innere des Polygonzuges definiert und eine Verschiebung nach Außen ausgeschlossen werden soll, weil dies einer schlechteren Approximation entsprechen würde, ergibt sich, dass die
keinen negativen Wert annehmen dürfen.
Die Vektoren
sollen auf die Länge
normiert sein, denn dann werden die Abstände zwischen den Endpunkten der elementaren Bézierkurve und denen der Polygonkante, durch die Parameter
und
wiedergegeben. Der kürzeste Abstand zwischen der Bézierkurve und dem Polygon wird aber nicht immer durch die Werte der Parameter
und
wiedergegeben, sondern sie repräsentieren den Abstand zwischen zwei bestimmten Punkten. Die Parameter können negative Werte abnehmen, was aber nicht erwünscht ist. Der Ausschluss dieser negativen Werte führt so zu einer besseren Approximation und schließt eventuell auftretende Sonderfälle aus.
Die Parameter
und
werden als Indikatoren für die Abweichung der Bézierkurve vom Polygon festgesetzt, da sie die tatsächliche Verschiebung des Eckpunktes und somit einen Wert für die Veränderung des Polygons wiedergeben. Die kürzeste Strecke zwischen Eckpunkt und Bézierkurve ließe sich nicht durch eine lineare Gleichung beschreiben und würde ein komplett anderes Verfahren, welches auf quadratischen Gleichungen beruht, erfordern. Es ist zudem auch nicht notwendig die kürzeste Stecke zu verwenden, da der Wert der Verschiebung einen gleichwertigen Indikator darstellt, da durch ihn ein Verfahren ermöglicht wird, das auf linearen Gleichungen basiert und somit bei weitem nicht so komplex ist wie ein Verfahren das quadratischen Gleichungen beinhaltet.
Damit die elementaren Bézierkurven stetig ineinander übergehen, muss der 2. Kontrollpunkt, im Folgenden
genannt, als Schnittpunkt der Tangenten der Endpunkte festgelegt werden. Dafür sind zwei weitere Parameter
und
erforderlich.
ist durch die Parameter folgendermaßen festgelegt:
Die elementare Bézierkurve wird nach dem Algorithmus von de Casteljau wie folgt festgelegt:
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(6) |
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(7) |
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(8) |
Es ist an dieser Stelle zu betonen, dass durch die Gleichungen keine Veränderung der Polygonzugkante beschrieben wird, die zu einer Bézierkurve führt, die das Polygon bestmöglich approximieren würde. Sondern es werden aufgrund der Lage der Eckpunkte des Polygons Gleichungen aufgestellt, welche die Lage der Kontrollpunkte der Bézierkurve beschreiben. Durch die Gleichungen sind alle Kontrollpunkte einer Bézierkurve nur noch in einem bestimmten Rahmen variabel. Der Graph der Bézierkurve kann nur in bestimmten Bereichen, welche durch die Gleichungen vorgegeben sind, verändert werden.
Die in den Gleichungen vorkommenden Parameter sollen, wie die Parameter
und
, auf positive Werte eingeschränkt werden. Die Einschränkung, dass
nur positive Werte annehmen darf, führt dazu, dass die Bézierkurve nicht beliebig weit ins Innere des Polygonzuges geschoben werden kann. Negative Werte von
könnten zum Beispiel bei einem konvexen Polygon zu einem vollständigen Verlauf einer Bézierkurve innerhalb eines Polygons führen (siehe Abbildung 14). Dies wurde keiner Approximation eines Polygons, nach den genannten Kriterien entsprechen. In dieser Arbeit wird die Qualität der Approximation eines Polygons durch eine Bézierkurve, anhand der Summe der freien Parameter
und
gemessen. Dabei gilt, dass die bestmöglichste Bézierkurve die geringste Summe der Parameter in den Gleichungen aufweist. Zudem führt ein negativer Parameter zu einer ungültigen Approximation.
Für jede Kante von
werden Gleichungen aufgestellt, die elementare Bézierkurven beschreiben, die diese Kante approximieren. Diese werden dann zu einem linearen Gleichungssystem zusammengefasst, das quadratische Bézierkurven beschreibt, die das gesamte Polygon approximieren. Diese Gleichungen sollen als Parameter nur noch
und
enthalten, die zur Bewertung der Approximation herangezogen werden. Diese Gleichungen werden nachfolgend vorgestellt. Die Bennennung erfolgt wiederum anhand des Polygonzuges aus Abbildung 12.
Zur Berechnung und Lösung von Gleichungen und Gleichungssystemen wurde das Computer Algebra System (CAS) Derive verwendet. Ein Ausdruck der jeweiligen Eingaben ist der beigelegten CD-ROM im PDF-Format beigefügt.
Nach Eingabe der Gleichungen 2 bis 9 in das CAS Derive, kann aus den Gleichungen 5 und 9 ein lineares Gleichungssystem aufgestellt werden, und dieses nach
,
,
und
gelöst werden. Das CAS Derive liefert als Ergebnis vier Gleichungen10. In den Gleichungen werden
,
,
und
jeweils in Abhängigkeit von
,
und
beschrieben. Der Parameter
ist zwar frei wählbar, ist hier aber keine freie Variable. Der Wert von
soll zu Beginn der Approximation eines Polygons gewählt werden und geht somit nicht als freier Parameter in die Gleichungen ein, sondern als Konstante. Die Auswirkungen der Wahl des Wertes des Parameters werden in Kapitel 5.1 erläutert, da dies anhand der dann erstellten Bézierkurven einfacher ist.
Die vierte Gleichung (siehe Kapitel A.1.4) spielt in den folgenden Überlegungen eine zentrale Rolle. In dieser Gleichung wird das Verhältnis zwischen der Verschiebung der Eckpunkte
und
ins Innere des Polygonzuges und dem Abstand der Bézierkurve B zur Polygonkante beschrieben. Es soll mit Hilfe einer geringen Verschiebung
und
ein geringer Abstand
erreicht werden. Diese Gleichung wird für jede Polygonkante eines konvexen Polygons mit
Kanten aufgestellt. Daraus ergeben sich
Gleichungen, die alle Kriterien für eine quadratische Bézierkurve enthalten, und ein Gleichungssystem bilden. Eine solche Gleichung für eine Kante hat die allgemeine Form
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(10) |
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Karl kleine Kruse 2007-09-16